Dies ist ein Bild aus vergangenen Tagen. Im Juni 2020 gewann die langjährige Krebserkrankung die Oberhand und meine Frau Silke Lederbogen ist, wie sie es ausdrückt, über die Regenbogenbrücke gegangen und ist nun auf einer anderen Ebene gegenwärtig. Da sie untrennbar mit den Lindforst-Alpakas verbunden ist bleibt sie unverzichtbarer Bestandteil unserer Hofbeschreibung. Diese passe ich, Georg Jungnitsch, immer den aktuellen Gegebenheiten an.
Silke Lederbogen (†): Meine Eltern kommen aus der Landwirtschaft, mussten aber beide nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Güter im Osten Deutschlands verlassen. Besonders für meinen Vater waren Tiere aber nach wie vor, egal welcher beruflichen Beschäftigung er nachging, stets der Mittelpunkt seines Lebens. Von ihm haben wir unseren Hund Akira geerbt, den wir in gemeinsamer Arbeit vom Jagd- zum Therapiehund umgeschult haben. Akira hat uns 2019 verlassen, aber sie konnte noch unsere kleine wilde Jack-Russel Dame Eena erziehen. Gänse und Enten gibt es derzeit keine, aber unseren Pfau Sissi und etliche Hühner. Unsere Alpakaherde, die wir seit Ende 2012 aufgebaut haben, hat einen gegenwärtigen (April 2022) Stand von dreiunddreißig Tieren, für die wir eine Weidefläche von inzwischen fast zehn Hektar bewirtschaften. Eine Herde dieser Größe ist gerade noch für eine Person mit Hilfe zu bewerkstelligen, zumal immer ein Teil der Herde auf dem Gelände des Bezirksklinikums Mainkofen lebt.
Für uns beide, Silke und mich, hatten Tiere und das Thema Tiergestützte Arbeit eine sehr grundlegende persönliche Bedeutung. Ich, Georg Jungnitsch, habe Silke Lederbogen nur dadurch kennen gelernt. Ich habe ihre Bachelorarbeit die inzwischen als Buch erschienen ist betreut und sie auf diesem Hintergrund nach Abschluss ihres Studiums auch persönlich kennenlernen dürfen. Sie hat bei mir eine ganz alte Begeisterung für die Tiere wieder geweckt und gefördert. Im Alter von zwölf Jahren habe ich mit meinem ersten Schäferhund die Schutzhundeprüfung eins und zwei gemacht und dann auch immer Hunde gehabt. Silke hat immer, sobald es ihr möglich war auf dem Anwesen, ausgehend von ihrer landwirtschaftlichen Grundausbildung, Schafe gehalten – insgesamt über 20 Jahre lang. Ihr Grundprinzip war: „Tiere mussten aus meinem evangelischen Grundverständnis heraus für mich immer nützlich sein – Milch, Eier, Fleisch und Wolle liefern, durften aber niemals vernachlässigt werden. Die Sorge um das Tier war immer selbstverständlich, das gebietet mir mein Respekt vor allen Lebewesen. So haben es mir meine Eltern beigebracht.“
Seit 2012 haben wir beide einfach alle unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammen getragen, im Dezember 2014 geheiratet und die letzten 10 Jahre ein neues berufliches Projekt bis zum Abschluss aufgebaut. Silke war es nicht mehr vergönnt, die Früchte dieser Kraftanstrengung noch zu genießen.
Dieses Projekt war und ist vielgestaltig und beinhaltet drei Schwerpunktbereiche:
- Die Alpakazucht „Lindforst Alpakas“ und die Vermarktung der daraus resultierenden Produkte
- Das Fort- und Weiterbildungsinstitut ITIVV
- Das Angebot diverser Kurse „rund um das Alpaka“ sowie zu Tiergestützten Interventionen
Wir haben unsere Erfahrungen und Kenntnisse in dem ganzen Ausbildungsbereich als Dozenten (Silke Lederbogen als langjährige VHS- und IHK – Dozentin, Georg Jungnitsch als Hochschullehrer und Ausbilder an diversen Psychotherapieinstituten) mit unserer Begeisterung und der Liebe zu Tieren verbunden. Auch nach Silkes Tod führe ich die Arbeit in unserem ursprünglichen Sinne weiter. Ziel war und bleibt nicht nur wirksame Arbeit auf wissenschaftlicher Basis mit Menschen mit den unterschiedlichsten Entwicklungs- und Hilfebedürfnissen zu leisten sondern auch den Ansatz tiergestützter Interventionen über ein fundiertes Ausbildungsprogramm weiter zu verbreiten, zu entwickeln und zu fördern.
Silke Lederbogens landwirtschaftliche Grundausbildung auf einem Demeterhof bildete die Basis für die Bewirtschaftung unseres Hofes mit unserer Alpakazucht. Für mich, Georg Jungnitsch, ein völliges Neuland was Anforderungen und Kenntnisse anbelangt. Mit den Schwielen und den krummen Fingern die sich dadurch einstellten sind aber auch diese Kenntnisse entstanden und haben sich verfestigt. So kann ich auf eine 10-jährige Erfahrung aufbauend stellvertretend auch für Silke unser Wissen und unsere Erfahrung mit der Zucht von Alpakas, deren Haltung und Pflege wie z.B. das Scheren und die Weidepflege, Interessenten für die Haltung von Alpakas weitergeben. Durch die Aufnahme unseres Hofes in die Liste der Referenzhöfe des NWK-Vereins hat dies auch eine weitere Basis und Anerkennung gefunden.
Im institutionellen Rahmen des Bezirksklinikums Mainkofen konnte Silke während ihrer Tätigkeit als Leiterin der Abteilung TGI auch noch die Alpakas fest im Angebot der Klinik verankern. Ein Teil der Herde lebt dort auf einer von der Klinik zur Verfügung gestellten Fläche und wird regelmäßig für Alpakagestützte Interventionen mit Klient*innen aus einem breiten Spektrum der in der Klinik behandelten Patient*innen eingesetzt. Ihre Tätigkeit wird dort mit einer festen Stelle durch eine Absolventin unseres Instituts fortgeführt und ich führe die Interventionen mit den Alpakas durch. Unser Institut ITIVV schult mittlerweile den vierten Ausbildungsjahrgang und wurde nach dem Wechsel zu ISAAT erfolgreich bis 2014 reakkreditiert.
Die große positive Resonanz auf all unsere Aktivitäten bestärkt mich, all das was wir gemeinsam aufgebaut haben nun mit aller Kraft fortzuführen. Ich schließe Silke mit ein wenn ich all unseren Freunden, Bekannten, Kursteilnehmer*innen und Kund*innen für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung danke!